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Torffreie Erden werden immer beliebter. Auch in unseren Kleingärten wird immer öfter Torf frei gegärtnert.Die Erdenhersteller stellen sich dem Trend und entwickeln seit über 20 Jahren Substrate auf Basis von sogenannten „Torfersatzstoffen".

Mittlerweile werden dutzende Stoffe als Torfersatz in Substraten verwendet und immer wieder neue erprobt — von Chinaschilf über Holzfasern und Grünkompost bis zu Reisspelzen und Hanfschäben — kaum ein Material ist vor den Substratherstellern sicher. Ein Stoff aber, der die gleiche Qualität wie Torf hat, ist (noch) nicht in Sicht. Eine gute Blumenerde muss schließlich nicht nur die richtige Menge an Nährstoffen und Spurenelementen in einem ausgewogenen Verhältnis besitzen. Sie muss z.B. auch strukturstabil sein, um der Pflanze dauerhaft Halt und den Wurzeln Raum zu geben. Sie sollte die Luft- und Wasserversorgung der Wurzeln sicherstellen, einen optimalen pH-Wert besitzen, und der Salzgehalt darf auch nicht zu hoch sein. Natürlich sollte ein gutes Substrat auch frei von Unkrautsamen oder Krankheitserregern sein. Diese Qualitätskriterien erfüllen die einzelnen Totersatzstoffe aber nur teilweise. So haben die Hersteller aus der Not eine Tugend gemacht und mischen meist nur
10—30 % eines Torfersatzstoffes in eine Blumenerde und kombinieren verschiedene Grundstoffe zu einem Substrat. Mittlerweile sind so viele torfreduzierte und auch torffreie Erden im Handel erhältlich, die für den Einsatz im Kleingarten bestens geeignet sind. Allerdings sind bei den torffreien Erden die Qualitätsunterschiede deutlich größer. Denn meist schaffen es nur die großen, bekannten Hersteller mit aufwändigen Produktionsverfahren, hochwertige torffreie Erden zu produzieren. Wer Torf frei gärtnern möchte, der muss aber trotzdem oft anders düngen und gießen. Kübelpflanzen etwa müssen meist häufiger gegossen werden, manchmal brauchen sie aber auch weniger Wasser. Hilfreich ist es deshalb, einen Blick auf die Eigenschaften der wichtigsten Torfersatzstoffe zu werfen. Das erlaubt aber nur begrenzt Rückschlüsse auf die Eigenschaften einer Blumenerde. Bei der Gesamtbewertung eines Substrates kommt es eben auch darauf an, welche Komponenten in welchem Verhältnis miteinander gemischt werden und wie das Substrat hergestellt wird. So schaffen es die meisten Hersteller, die negativen Eigenschaften eines Torfersatzstoffes durch die Kombination mit anderen Stoffen oder spezielle Herstellungsverfahren auszugleichen so z.B. bei den Holzfasern.

   Bildschirmfoto 2023 02 04 um 04.43.33 Torffreie. Erde. Was steckt drin?

 Holzfasern — Luft für die Wurzeln
Holzfasern werden meist aus Sägeresten von unbehandelten Fichten- oder Kiefernhölzern hergestellt. Oft werden die Fasern auch eingefärbt. Sie gehören zu den am häufigsten eingesetzten Torfersatzstoffen. Ihr Anteil in den Substraten liegt meist bei 20—30 %. Dank ihrer vielen Grobporen besitzen sie vor allem eine sehr hohe Luft-Speicherkapazität, sodass viel Luft an die Wurzeln gelangen kann. Aufgrund ihrer lockeren Struktur haben Holzfasern ebenfalls eine gute Drainagewirkung. Da Wasser nicht in, sondern nur an den Fasern gespeichert werden kann, ist die Wasser-Speicherkapazität dagegen eher gering. Um das auszugleichen, werden die Holzfasern in Substraten von den Produzenten aber mit Stoffen wie Ton kombiniert.
Ein Problem bei Holzfasern ist, dass Stickstoff durch die Verrottung der Fasern im Substrat gebunden wird („Stickstoff- Festlegung"). Die Hersteller wirken dem aber durch eine Auf Düngung entgegen. Je nach verwendetem Düngertyp, mineralisch oder organisch, kann es nötig sein, dass Sie die Erde etwas früher, nach drei bis vier Wochen, nachdüngen müssen. Das gilt besonders für organisch auf gedüngte Bio-Erden. Durch die Zersetzung der Fasern müssen Sie auch mit einem leichten Verlust an Volumen rechnen. Achten Sie deswegen darauf, ein Substrat mit Holzfasern beim Pflanzen fest anzudrücken.   

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Vom Holzhackschnitzel zum Substratausgangsstoff      

 

 

Kokosnuss
kokosnuss
Kokosfasern
kokosfasern
Kokosfasernblock
kokosfasernblock

 

Immer mehr Hersteller verwenden auch Cocopeat (Kokosfaserstaub), das sich aus den feinen Bestandteilen zwischen den Fasern und zum Teil aus kleinen Faseranteilen zusammensetzt. Es speichert Nährstoffe und Wasser wesentlich besser als die Kokosfasern. Gerade bei Topfkulturen auf Terrasse und Balkon ist das interessant, da Sie so seltener gießen müssen. Gärtnern ohne Torf ist möglich — auch dort, wo Torf nicht in einer Blumenerde, sondern als Einzelstoff verwendet wird.
Natürlichen Stoffe aus Blättern und Holzfasern, regelmäßig ausgebracht, sorgen für den notwendigen
sauren pH-Wert des Kulturstandortes.

Mineralische Komponenten — Xylit und Co.

Xylit fällt als Nebenprodukt im Braunkohleabbau an. Wie andere mineralische Komponenten (z.B. Perlite oder Blähton) ist es ein klassischer Zuschlagstoff in Substraten. Xylit wird oft mit Kompost, Rindenhumus und Holzfasern kombiniert, um etwa die pH-Werte auf ein optimales Niveau einzustellen.
Im Gegensatz zu den Ersatzstoffen auf Holzbasis verursacht Xylit keine Stickstoff-Festlegung. Xylit hat eine gute Luft aber eine geringe Wasser-Speicherkapazität. Es überzeugt durch eine gute Strukturstabilität und ist in seinen Eigenschaften denen von Torf vergleichbar.

Rindenhumus — hoher Kaliumgehalt
Rindenhumus ist nicht zu verwechseln mit Rindenmulch. Die Rinde hat eine kleinere Körnung (bis 20 mm), ist also feiner zerkleinert. Der strukturstabile Rindenhumus entsteht bei der Fermentierung von Rindenstücken. Seine Wasserspeicherkapazität ist geringer als die von Torf, sodass Sie unter Umständen öfter gießen müssen. Die Luftspeicherkapazität ist dagegen höher. Stickstoff wird bei optimaler Fermentierung kaum festgelegt. Wenn Sie Substrate, die Rindenhumusanteile enthalten, düngen, sollten Sie beachten, dass der Kaliumgehalt relativ hoch sein kann. Auch Phosphat und einige Spurenelemente können in größeren Anteilen im Rindenhumus enthalten sein.

 

Mit Bedacht düngen und gießen
Grundsätzlich brauchen Sie eine größere Aufmerksamkeit, um einen torffreien Garten zu bewirtschaften. Düngeempfehlungen sind nicht immer auf das Gärtnern mit torffreiem Substrat abgestimmt. Gerade wenn es als Anzuchterde eingesetzt wird, ist eine regelmäßige Kontrolle der Feuchtigkeit per Fingerprobe unerlässlich. Kokosfasern oder Rindenhumus können mitunter aber dazu neigen, an der Oberfläche rasch auszutrocknen, sodass der Eindruck entsteht, dass die Pflanze Wasser benötigt, obwohl der Ballen noch feucht ist. Durch unser bewusstes Verhalten im
eigenen Garten ist es aber machbar, auf die wertvolle Ressource Torf zu verzichten. Wenn wir achtsam das Wachsen unserer Pflanzen begleiten, sollten alle Nutzer des Gartens viel Freude haben. 

 

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Clemen Landesfachberater des Landesverbandes der Gartenfreunde Bremen
Gartenfreunde.Wächter.de
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